Der Paul Preuss Preis kehrt im Jahr 2025 wieder zu seinen Wurzeln zurück, die Preisverleihung fand im Geburtsort des Freikletterpioniers in Altaussee statt, bereits am Nachmittag besuchten einige Bergsteiger gemeinsam mit Lutz Maurer und Hans Fuchs das Paul-Preuss-Denkmal am Altausseersee und das Grab des berühmten Alpinisten am Friedhof von Altaussee.
Der Altausseer Bürgermeister Gerald Loitzl eröffnete gemeinsam mit Joe Bachler, dem Obmann der internationalen Paul-Preuss-Gesellschaft, diese hochkarätige Veranstaltung. Die ganz neue Veranstaltungshalle war bis auf den letzten Platz gefüllt und zog auch dieses Jahr wieder Bergsteigergrößen wie Bernd Arnold, Dani Arnold, Beat Kammerlander, Alexander Huber, Walter Laserer, Ines Papert, Ivo Rabanser, Robert Schauer, Igor Koller, Hans Schell und viele mehr an. Zum zweiten Mal wurde eine Bergsteigerin für ihr alpines Lebenswerk geehrt. Die Wahl fiel 2025 auf die Tirolerin Babsi Zangerl, die erst 2024 mit der Flash Begehung der El Cap Route Freerider den großen Markstein ihrer Karriere setzte.
Vor der Preisverleihung gab es eine Podiumsdiskussion zum Thema „Grenzen des Grenzgangs“, dabei diskutierten Robert Schauer (Expeditionsbergsteiger), Michael Bräuer (Alpinkader Naturfreunde), Dani Arnold (Extrem Alpinist), Michael Düchs (Journalist Bergauf Bergab) und Dörte Pietron (Leiterin DAV Damen Alpinkader). Interessant war, wie vor allem die Ansichten von Dani Arnold, der bei seinen Begehungen immer ans Limit geht und Dörte Pietron, die das Gesamte und auch die Sicherheit ihrer Schützlinge immer im Auge hat, aufeinander prallten. Es folgte Alexander Hubers Vortrag über Paul Preuss, bei dem er mit Filmausschnitten die Routen von Paul Preuss (Können ist des Dürfens Maß) eindrucksvoll in Szene setzte.
Höhepunkt war dann die Preisübergabe an Barbara "Babsi" Zangerl, bei der zuvor Florian Scheimpflug die Laudatio hielt. Babsi Zangerl war die zweite Frau (nach Catherine Destivelle), welche diese hohe Auszeichnung erhielt (siehe auch Interview mit Babsi Zangerl unten). Es bleibt abzuwarten, wer nächstes Jahr den Paul Preuss Preis bekommt, vermutlich wird nach den vielen Preisträgern aus der Felskletterer-Generation wieder ein solider Allround-Bergsteiger geehrt werden. Der Abend war wie immer ein Zusammenkommen von Bergsteigern und Alpin-Presse, besonders hervorzuheben ist auch, dass einige der Jungen Alpinisten von DAV, AVS und den Naturfreunden anwesend waren, um sich mit der älteren Generation auszutauschen, was dann auch bis drei Uhr früh bei einem ausgezeichneten Buffet, Bier und Wein erfolgte.
Interview mit Preisträgering Babsi Zangerl
Herzliche Gratulation auch von bergsteigen.com, wie fühlt es sich an, nach Catherine Destivelle als zweite Frau mit dem Paul Preuss Preis ausgezeichnet zu werden?
Ja für mich ist das eine ganz große Ehre.
Begründet wird die Verleihung auch damit, dass du mit deinen spektakulären Erfolgen die Grenzen des Frauensports weiter verschoben hast. Ärgert es dich, wenn zwischen Männer- und Frauenbegehungen differenziert wird?
Es wäre gut, wenn nicht immer extra erwähnt würde, dass es auch eine Frau geschafft hat. Frauen bekommen aber beim Klettern sehr viel Anerkennung und es gibt nur wenige andere Sportarten, bei denen das Level von Männern und Frauen so knapp beisammen ist. Der Frauenanteil beim Klettern steigt auch ständig, sogar beim Bigwall-Klettern und das finde ich extrem cool.
Du hast dich ja nach einer steilen Boulder- und Sportkletterkarriere eher auf das Mehrseillängen-Trad-Klettern spezialisiert. Was fasziniert dich daran?
Also ich mache immer noch alles, ich kombiniere Sportklettern mit Bigwall- und Tradklettern. Alles im Mix, weil da habe ich die meiste Motivation. Bouldern ist noch immer cool, aber beim Bigwall-Klettern gefällt mir, dass man tagelang in der Wand lebt.
Laut Paul Preuss bekommen Frauen beim Frühstück vor einer Bergtour keinen Bissen hinunter, wie geht dir vor einem großen Projekt?
Lacht. Diese Einschätzung ist sicher etwas veraltet. Also ich bekomme mein Frühstück schon hinunter. Beim Freerider Projekt tat ich mir aber schwer beim Schlafen, da war ich positiv aufgeregt und es gab so viel Action.
Bei deinen großen Kletterprojekten wirst du ja von deinem Lebenspartner Jacopo Larcher begleitet. Wobei unterstützt er dich in der Wand am meisten?
Es ist eigentlich nicht so, dass er mich begleitet oder unterstützt, sondern wir haben beide die gleichen Ziele und die gleiche Leidenschaft. Wenn wir ein Projekt auswählen, wollen wir beide die Route klettern und jeder steigt jede Seillänge vor. Wir sind ein Team am Berg, dass sich als Seilschaft gegenseitig unterstützt.
Der Freikletterer Paul Preuß hat Alpingeschichte geschrieben, ist aber leider bereits im Alter von 27 Jahren abgestürzt. Wie gehst du mit der Gefahr bei deinen Projekten um?
Es kommt immer darauf an. Ich glaube, die wildesten Momente hatte ich in Routen, die ich nicht kannte, im leichteren Gelände, wo man nicht stürzten darf. Wenn es richtig schwierig wird, ist es so gut abgesichert, oder es ist so schwierig, dass ich keinen Raum für Gedanken habe.
Du bist ja mit dem Paul Preuss Preis für dein Kletter-Lebenswerk ausgezeichnet worden und hast bereits so viel erreicht. Gibt es da noch ein großes Projekt oder einen Traum, den du in deinem Bergleben noch umsetzen möchtest?
Ich möchte eine Erstbegehung machen, mit einer Expedition verbunden an einem coolen Felsriegel. Das wäre so ein Ziel, das ich in meinem Leben noch verwirklichen möchte.
Barbara („Babsi“) Zangerl
Schon mit 13 Jahren hatte „Babsi“ mit dem Klettern begonnen, als ihr Bruder sie in eine Kletterhalle mitnahm. Das war die Initialzündung zu ihrer Kletterkarriere, die mit 19 Jahren bereits den ersten Höhepunkt hatte, als sie nämlich einen Boulder im Schwierigkeitsgrad 8B kletterte. Mit diesem „Pura Vida“ war sie plötzlich ein aufstrebender Star in der Profiboulderszene. Nur zwischenzeitlich „gebremst“ wurde sie dann von einem Bandscheibenvorfall; während ihrer Genesung studierte sie Radiologie - in diesem Beruf arbeitet sie noch heute in Teilzeit - denn ihr Hauptberuf und ihre Berufung ist das Sportklettern.
In dieser Zeit erkundete sie andere Kletterdiszipline, wobei sie sich besonders zum abenteuerlichen Charakter des Trad- und Sportkletterns hingezogen fühlte. Dabei meisterte sie einige der schwierigsten Routen weltweit, so insgesamt acht freie Begehungen am El Capitan und die schwerste Route an der Eiger-Nordwand in Rekordzeit sowie mehrere Routen im Grad 9a. Die Auszeichnung zum „Adventurer of the Year“ 2019 durch National Geographic war für sie kein Grund, um sich auf den Lorbeeren auszuruhen, im Gegenteil: Drei Jahre später gelang ihr als erster Frau die freie Begehung der legendären Big-Wall-Route „Eternal Flame“ am Trango Tower in Pakistan, die sie zusammen mit ihrem Partner Jacopo Larcher komplett, ohne einen einzigen Sturz, kletterte. Das hatte es bis dahin im Big-Wall-Klettern auf so hohem Niveau noch nicht gegeben.
Mit diesen spektakulären Erfolgen hat „Babsi“ Zangerl die Grenzen des Frauensports weiter verschoben. Sie wiederholte zudem selten begangene Trad-Routen im Yosemite wie „Meltdown“ und „Magic Line“. Außerdem kletterte sie einige der anspruchsvollsten Mehrseillängenrouten der Alpen wie „The Gift“ und Seventh Direction“. Weltweit für Aufsehen sorgte „Babsi“ Zangerl mit der erfolgreichen Flash-Begehung der 32 Seillängen betragenden Route „Freerider“ am Capitan – als erster Mensch überhaupt beim allerersten Versuch und ohne einen einzigen Sturz.
Preisträger Paul Preuß Preis
Reinhold Messner 2013
Hanspeter Eisendle 2014
Albert Precht † 2015
Hansjörg Auer † 2016
Alexander Huber 2017
Beat Kammerlander 2018
Bernd Arnold 2019
Babsi Zangerl 2025
Paul Preuss war seinerzeit der beste Freikletterer, der klettertechnische Hilfsmittel kategorisch ablehnte und solche lediglich zur Sicherung akzeptierte. „Das Können ist des Dürfens Maß“ war die Maxime des studierten und promovierten Philosophen, der mit vielen Diskussionen und Vorträgen seine Ethik des Kletterns vertrat; umso tragischer, dass er mit 27 Jahren am Mandlkogel im Gosaukamm Anfang Oktober 1913 abstürzte. Seine Leiche wurde erst Tage später gefunden, die Umstände seines Todes wurden nie ganz geklärt.
Mehr über Paul Preuss findet ihr hier https://www.bergsteigen.com/news/neuigkeiten/preuss-paul/
Webinformation: Internationale Paul-Preuss-Gesellschaft (IPPG)
.
Kommentare