Beim Klettern ist das Handy am Gurt gesichert Beim Klettern ist das Handy am Gurt gesichert
05 Februar 2025

Handy auf dem Berg: Moderne Lebensretter in extremen Situationen

Moderne Technik kann Leben retten: Erfahren Sie, wie man Handys in alpinen Notsituationen richtig nutzt, um bei Unfällen auf dem Berg schnell Hilfe zu holen.

Die Bergwelt fasziniert seit jeher Menschen auf der ganzen Welt. Ob beim Skifahren und Snowboarden im Winter oder beim Wandern und Bergsteigen im Sommer – die Natur hat ihre ganz eigene Magie. Die Natur bietet jedoch nicht nur atemberaubende Landschaften, sondern auch Gefahren, die man nicht unterschätzen sollte. Mit der zunehmenden Zahl an Freizeitaktivitäten in den Bergen steigt auch die Zahl der Unfälle.

In einem Großteil der Fälle erweist sich das Handy als unverzichtbares Hilfsmittel, um schnell Hilfe zu holen. Doch was, wenn man tatsächlich in einer Notsituation ist? In diesem Artikel gibt es einige Hinweise und Tipps, die dabei helfen können, in alpinen Notfällen richtig zu handeln und die Effektivität des Handys als Lebensretter zu maximieren.

Tipps für die Nutzung des Handys in Notlagen

Ein böses Missgeschick auf dem Berg kann jederzeit jeden treffen. Dann ist schnelle und effiziente Hilfe gefragt. Ein mitgeführtes Handy spielt dabei eine entscheidende Rolle, aber es genügt nicht allein, es einfach nur dabei zu haben.

Netzabdeckung und Empfang

Eines der drängendsten Probleme in alpinen Gegenden ist die oft fehlende Netzabdeckung. Wer glaubt, überall guten Empfang zu haben, irrt sich. Steilwände, Täler und zerklüftete Gebirgszüge erzeugen Funkschatten, die den Handyempfang erschweren oder sogar unmöglich machen. In solchen Situationen ist es wichtig zu wissen, dass das Handy nicht nur das Netz des eigenen Anbieters nutzen kann. Beim Einschalten des Handys und Eingabe von 112 sucht das Gerät automatisch nach dem stärksten verfügbaren Netz. Ganz gleich, ob mit einem EDEKA smart Prepaid-Tarif oder irgendeinem Vertrag.

Der Zustand des Handys

Ein guter Empfang nützt wenig, wenn der Akku leer ist oder das Gerät aufgrund extremer Kälte ausfällt. Ein vollständig geladener Akku ist grundlegend, bevor man sich auf eine Bergtour begibt. Bei winterlichen Bedingungen sollte das Handy nah am Körper getragen werden, um es vor Kälte zu schützen.

Auf Akkuverbrauch achten

Damit der Akku am Berg nicht rasch leer wird sind folgende Dinge zu Beachten:

  • Handy am Körper tragen damit es warm bleibt

  • Unnötige Apps und Einstellungen (z.B. WLAN, Bluetooth) ausschalten.

  • Bei schlechter Netzabdeckung oder keinem Netz, in den Flugmodus gehen, so spart man noch mehr Akku.

  • Das Handy auf Skitouren nicht in unmittelbarer Nähe des Lawinenverschüttetensuchgerät (LVS-Geräts) tragen, da dessen Sender vom Handy gestört werden kann.

Notrufnummern und -abläufe

Ob in Österreich, der Schweiz, Italien oder Frankreich – jede Alpenregion hat ihre eigenen Notrufnummern für alpine Rettungen. Während die europäische Notrufnummer 112 in der Regel funktioniert, sollte man sich dennoch die spezifischen Nummern für die Bergrettung in den jeweiligen Ländern einprägen oder abspeichern:

  • Österreich: 140 für die Bergrettung.

  • Schweiz: 144 für die Bergrettung und 1414 für die Schweizerische Rettungsflugwacht.

  • Italien: 118 für die Bergrettung.

  • Frankreich: 15 für die Rettungsleitstelle Chamonix..
     

Der Euro Notruf 112 vom Handy ist auch ohne SIM-Karte möglich! Man braucht nur sein Handy abzuschalten, um dann beim Wiedereinschalten statt dem PIN-Code die Euro-Notrufnummer einzugeben. Unabhängig vom Betreiber wird das beste Netz gesucht und eine Verbindung hergestellt.

Notruf absetzen: Die 6 W-Fragen

In der Aufregung eines Unfalls kann es schwierig sein, einen kühlen Kopf zu bewahren. Die Beantwortung der sogenannten 6 W-Fragen hilft dabei, den Rettungskräften alle nötigen Informationen zu geben:

  1. Wo ist das Ereignis? ...

  2. Wer ruft an? ...

  3. Was ist geschehen? …

  4. Welche Art der Verletzung/Erkrankung?

  5. Wie viele Betroffene? ...

  6. Warten auf Rückfragen!

Die Rettungsorganisationen benötigen einen klaren und präzisen Unfallbericht. Das Gespräch darf erst beendet werden, wenn die Rettungskräfte dazu auffordern, da Rückfragen unerlässlich für eine effiziente Rettung sein können.

Mit Google und Facebook vermisste Bergsteiger Orten

Sofern man als Bergsteiger am Smartphone die Standortbestimmung über GPS aktiviert hat, kann man seine Chancen erhöhen, bei Abgängigkeit gefunden zu werden. Hierfür müssen jedoch mehrere Voraussetzungen erfüllt sein.  Außerdem muss man sich darüber im Klaren sein, dass die aktivierte GPS-Standortbestimmung am Akku zehrt. Schaltet man aber div. Dienste (Apps) und Funktionen (Wlan, Bluetooth,...) aus, hält der Akku deutlich länger durch! Genaueres dazu finden sie hier: Mit Google vermisste Bergsteiger suchen

Präventive Maßnahmen

Kein Handy der Welt ersetzt eine gründliche Vorbereitung. Wer sich in die Berge begibt, sollte immer eine genaue Tourplanung durchführen und informiert sein.

Technische Ausrüstung und Vorbereitung

Neben dem Handy kann auch weiteres technisches Equipment lebensrettend sein, zum Beispiel ein Lawinenverschüttetensuchgerät (LVS-Gerät). Es sollte darauf geachtet werden, dass das Handy und das LVS-Gerät in verschiedenen Taschen aufbewahrt werden, um Interferenzen zu vermeiden. Der Mindestabstand sollte dabei 30-40 cm betragen.

Vorbereitung der Bergtour

Der erste Schritt zu einer sicheren Bergtour ist eine detaillierte Planung, die alle Eventualitäten berücksichtigt. Informationen über Wetterbedingungen, Streckenverlauf und mögliche Gefahrenstellen sind dabei ebenso wichtig wie eine passende Ausrüstung. Die folgende Checkliste kann dabei helfen:

  • Wettervorhersage checken und berücksichtigen.

  • Strecke und Alternativrouten festlegen.

  • Ausreichend Wasser und Nahrung mitnehmen.

  • Erste-Hilfe-Kit einpacken.

  • Kartenmaterial oder ein GPS-Gerät mitführen.

  • Über Kleidung in Schichten nachdenken, um flexibel auf Wetteränderungen reagieren zu können.

Zusätzliche Hinweise und Best Practices

Ein häufig übersehener Aspekt bei der Nutzung von Handys in alpinen Gebieten ist das Energiemanagement. Smartphones sind vollgepackt mit Funktionen, die meist im Alltag ihren Sinn haben, jedoch in Extremsituationen hinderlich sein können. Das Deaktivieren nicht benötigter Funktionen wie WLAN, Bluetooth und Hintergrundaktualisierungen kann eine erhebliche Verlängerung der Akkulaufzeit mit sich bringen. In einigen Fällen kann es sogar sinnvoll sein, das Handy während der Tour ganz auszuschalten und es nur punktuell zum Navigieren oder Kommunizieren zu nutzen. Alternativ kann man auch Powerbanks mitnehmen.

Outdoor-Apps und Digitales Equipment

Es gibt eine Vielzahl von Anwendungen und digitalen Werkzeugen, die speziell für Wanderer und Bergsteiger entwickelt wurden. Karten-Apps und GPS-Apps können dabei helfen, den genauen Standort zu bestimmen und zu navigieren. Zudem bieten viele dieser Apps Offline-Karten an, was besonders wichtig ist, wenn kein Mobilfunknetz zur Verfügung steht. Empfehlenswert sind auch Apps, die medizinische Erste-Hilfe-Anleitungen bieten.

Training und mentale Vorbereitung

Neben der technischen und materiellen Vorbereitung spielt auch die mentale Vorbereitung eine wichtige Rolle. Ein Erste-Hilfe-Kurs, insbesondere auf Outdoor- oder Bergaktivitäten zugeschnitten, kann im Notfall Leben retten. Auch das regelmäßige Training in der Natur sorgt dafür, dass man in einer Notsituation routinierter und damit besonnener reagieren kann. Vor allem aber sollte man nicht zögern, im Zweifel Hilfe zu rufen – lieber einen unnötigen Alarm auslösen, als eine kritische Situation zu verschärfen.

Internationale Perspektive: Das Handy im globalen Bergrettungsnetz

Nicht nur in Europa, auch weltweit hat man die Bedeutung von Handys in alpinen Notlagen erkannt. In Nordamerika beispielsweise sind Apps weit verbreitet, die speziell für Notfallsituationen in Nationalparks und Gebirgsregionen entwickelt wurden. Diese Anwendungen bieten die Möglichkeit, Notfallnachrichten mit Standortinformationen abzusetzen, auch wenn keine Mobilfunkverbindung vorhanden ist, indem sie auf Satellitentechnologie zurückgreifen.

Fazit: Ein Handy kann Leben retten

Der Fortschritt in der Kommunikationstechnologie hat das Handy zu einem unverzichtbaren Werkzeug in alpinen Notsituationen gemacht. Doch die Technik allein ist kein Garant für Sicherheit. Eine gute Vorbereitung, das Wissen um die lokalen Notrufnummern und der richtige Umgang mit dem Gerät sind wichtig, um im Ernstfall schnell und effizient Hilfe zu holen. Die Bergwelt mag faszinierend sein, aber sie stellt auch hohe Anforderungen an diejenigen, die sie erkunden möchten. Indem man die beschriebenen Tipps und Hinweise berücksichtigt, kann man die Chancen auf eine erfolgreiche Rettung erheblich erhöhen und damit die Zeit in den Bergen sicherer gestalten.

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