Glühweinfee - Piz Ciavazes
Toureninfo
Topos
Standort / Karte
Tourenbeschreibung
Als südwestlicher Eckpfeiler der Sellagruppe, fällt der an sich unbedeutende Gipfel des Piz Ciavazes, der nach Süden mit einer imposanten Wandflucht aufwartet, welche sich direkt über die Passstraße erhebt und zu den bekanntesten und meistgekletterten Objekten der Dolomiten zählt. Nordwestseitig hingegen geht das knapp unter der Gipfelhöhe ansetzende und nach allen Seiten abfallende Schuttfeld in eine Senke über, um schließlich mit einer bis 350 Meter hohen Steilwand abzufallen, welche eine Fortsetzung der Sellatürme darstellt. Die hier verlaufenden Anstiege werden, mit Ausnahmen der Plaisirroute Doctor Scintilla, kaum begangen, wenn auch der kurze Zustieg sowie der sportliche Abstieg über den nahegelegenen Pößnecker-Klettersteig die Unternehmung gut aufrunden. Aufgrund der schattigen Ausrichtung eignen sich diese Touren besonders für heiße Sommertage.
Die neulich eröffnete Glühweinfee bietet eine knackige Genusskletterei über den Wandpfeiler unmittelbar rechts des Mëisules-Wasserfalls, wobei der Pößnecker-Klettersteig ohne direkten Kontakt, an der Außenseite des Pfeiles gekreuzt wird. Nach den vier eher durchschnittlichen Seillängen geht es über steile Platten mit vielen Erosionslöchern hinauf zum Ausstieg. Schlüsselstelle in der fünften Seillänge an einem athletischen aber recht gut durch Haken und Sanduhren abgesicherten Überhang.
Die Glühweinfee
(Philipp Hüther)
Dann und wann wird unser Leben durch Zufälle bestimmt, so etwa wie die Zufallsbegegnung vor vielen Jahren mit Ivo Rabanser. Es war in der Gross Führe am Sass Pordoi, als unsere Wege in steiler Dolomitenwand sich kreuzten und in der Folgezeit sich eine kameradschaftliche Freundschaft entwickelte. Zwei Gleichgesinnte im vertraulichen Gespräch, so bereicherten nicht nur die Berge unsere gemeinsamen Kletterabenteuer, sondern ebenso das Interesse an Geschichte und Philosophie, der geteilten Haltung zur Politik, sowie das Bestreben unseren Lebensbogen in vollen Zügen zu genießen. Einen Austausch über Gott und die Welt – auch in den schwierigsten Kletterpassagen, ohne dabei den Focus zu verlieren.
So wurde es unumgänglich, dass wir auch eine gemeinsame Route in den Fels verewigen mussten, etwas das Bestand haben sollte und unsere Freundschaft besiegelte, was Verbindliches, das man mit so vielen Metaphern füllen kann, dass wir es einfach gemacht haben. Erschaffen, statt zu konsumieren.
Und so entstand diese Linie, gemacht mit einem Freund für die eigene Liebe: Eine neue Linie im Fels zu finden, ist manchmal genauso schwierig wie die Frau fürs Leben. Anno 2022 traf ich ein Erfurt auf dem Weihnachtsmarkt eine Glühweinverkäuferin. Ziemlich angetan von ihr begab ich mich zwei Wochen lang auf die Suche – leider erfolglos. Als zum Ende des Weihnachtsmarktes schon fast alle Hoffnung verloren war, kam mir wiederum der Zufall zur Hilfe, denn ihr erfuhr den Namen sowie den Arbeitgeber der vermissten Frau.
Nun gab es nur eine Möglichkeit. Ihr eine Mail zu schreiben, wie jedoch, wenn ihr Name falsch geschrieben war. Also probierte ich alle erdenklichen Schreibweisen des Namens aus, bis auf eine Antwort kam. Wie der erhoffte Griff beim nächsten Zug, der die Route spannend und vollkommen zugleich macht.
Man kann sich diese Route wie einen Lebensabschnitt vorstellen, mit Höhen und Tiefen, leichtgängigen Passagen und Steinen im Weg – trotzdem aber voller Genuss. Und wenn man im Abstieg darauf zurückblickt und sagen kann »Ich würde es wieder genauso machen«.
Und genau deshalb sind die Weiten der Kletterwände so wertvoll, zum Austoben, Verantwortung für sich selbst zu übernehmen, etwas zu hinterlassen, Freundschaft zu zeigen und einfach nur Spaß zu haben – weit weg von jeglicher Wertung und Zivilisation.
siehe Topo!
Philipp Hüther und Ivo Rabanser, 11. Juli 2023.
1 x 60 m
10
Kletterausrüstung, ein Satz Cams und Schlingen empfehlenswert.
Die Standplätze an Sanduhren und einigen Bohrhaken, Zwischensicherungen ebenfalls an zahlreichen bereits gefädelten Sanduhren. Dazu sind ein Satz Cams und Schlingen empfehlenswert.
6 (eine Stelle), 5+ (in einer Seillänge), sonst 5 und 4+
Vom Sellajoch (2242 m), westlich des Hotels Maria Flora, auf den ebenen Zustiegsweg zum »Pößnecker-Klettersteig«. Einstieg rechts des Klettersteigs, am tiefsten Punkt des Wandpfeilers bei Sanduhrschlinge (½ Stunde).
2300 m
Vom Ausstieg den ausgesetzten Pößnecker-Klettersteig hinab zum Wandfuß (1 Stunde). Nun auf dem Zustiegsweg zurück zum Sellajoch (½ Stunde, insgesamt 1½ Stunden).
11.07.2023
Ivo Rabanser
Ausgangspunkt / Anfahrt
Brennerautobahn > Ausfahrt Klausen > Gröden > Sellajoch
Wolkenstein - 1540 m
Selljajoch Alberger Maria Flora - 2244 m
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